Renzo Vitale in der Rockwood Music Hall, NYC

Renzo Vitale, ein Pianist zum Träumen
Renzo Vitale in der Rockwood Music Hall, NYC
Bildquelle: 
Max Santinelli, Renzo Vitale

Ich sitze an einem lottrigen, runden Holztisch in einer kleinen, schummrigen Bar, die dem typischen Klischee einer verrauchten New Yorker Bar entsprechen würde - wenn Rauchen noch erlaubt wäre. Genauer gesagt, ich befinde mich in einem der zwei Räume der Rockwood Music Hall in der Lower East Side von Manhattan. Hier bekommt man jeden Abend mehrere Konzerte zu hören; von Folk Pop über Funk und Electro Pop bis hin zu ziemlich trashigen Coverbands findet man hier alles. Und das Schönste ist, es kostet meist keinen Eintritt.

 

Heute jedoch ist ein anderes Programm zu erwarten; es steht ein Klavierflügel auf der Bühne, denn der italienische Pianist Renzo Vitale steht auf dem Programm. Sein erstes Stück überkommt mich wie eine starke, emotionsgeladene Welle. Sofort fühlt man sich in eine Traumwelt versetzt und vergisst die Zeit. Zwischen den Stücken erklärt Renzo Vitale, wie und wo diese entstanden sind. Jede Komposition erzählt eine Geschichte, die mit einer Person oder einer Erfahrung im Leben des Künstlers zusammenhängt. Immer sind diese Geschichten mit einem spezifischen Ort auf der Welt verbunden.

 

Besonders berührt mich diese Erzählung: „Mein Vater war sich nie so sicher, ob ich ein wirklich guter Pianist war. Doch eines Abends, als ich schon einige Konzerte gegeben hatte, war ich im Haus meiner Eltern und übte. Da kam mein Vater in das Zimmer, sass auf einen Stuhl und sagte: „Spiel etwas für mich.“ Ich improvisierte. Der Recorder war an. Später hörte ich mir die Aufnahme an und lernte so, das Stück zu spielen.“

Ein sehr sanftes, liebevolles Stück entstand so und das ist wohl der beste Beweis, das Vitale ein fantastischer Pianist ist.  

 

Ein Konzertsaal wie ein Wohnzimmer

 

Außerdem weiht der Künstler die Zuhörer in das Geheimnis ein, wie er seine Stücke schreibt. Alles, was Vitale‘s Seele tief bewegt, inspiriert ihn für seine Kompositionen. Alles, was sein Innerstes, seinen Instinkt, sein Unterbewusstsein und seine Intuition nachhallen lasse. Letzteres nennt er übrigens „Zerospace“, was übrigens auch der Titel seines ersten Albums ist. Wenn Vitale zu seinem Publikum spricht, fühlt sich jeder persönlich angesprochen. Der intime Rahmen der Konzerthalle trägt dazu bei, dass man sich mehr wie in einem Wohnzimmer fühlt, in dem Vitale ganz für einen allein spielt und dem Zuhörer Geschichten über sein Leben und seine Musik erzählt. Dabei erklärt der „Renaissance Man“, wie Renzo Vitale in New York oft genannt wird, auch, dass er es nicht besonders mag, seinen Stil zu labeln. Am ehesten gefällt dem Pianisten aber die Definition Indie Classical. Das passt gut zu dem zauberhaften Klängen, die er aus seinem Klavier herauslockt.

 

Als ich ihn am Ende des Abends frage, ob es eine Message gäbe, die er gerne weitergeben möchte, sagt Vitale: „ Dream. Dream more. Stop dreaming, start doing: Make your dreams come true.“

Dies scheint mir nicht nur ein sehr wahres Statement für Künstler oder New Yorker zu sein, sondern für alle Leute, die sich trauen, ihren Weg zu gehen.

 

 

 

Renzo Vitales Website auf der es das Album „Zerospace“ zu Kaufen gibt:

www.renzovitale.com

 

Infos über die Rockwood Music Hall: 

www.rockwoodmusichall.com

Noemi Di Gregorio / Di, 23. Okt 2012